Mietkauf: erst mieten, dann kaufen
Für einige Jahre zur Miete wohnen und dann das Haus oder die Wohnung kaufen: So funktioniert der Mietkauf. Doch was so einfach klingt, sollte gut durchdacht werden. Wir erklären, wie genau der Mietkauf abläuft, was Verkäufer und Käufer dabei beachten sollten und welche Vor- und Nachteile so eine Vereinbarung hat.
Mietkauf: Was ist das?
Bei einem Mietkauf wird zu Beginn ein Mietkaufvertrag aufgesetzt, in dem festgelegt wird, dass der Mieter beziehungsweise Käufer für eine bestimmte Zeit zur Miete in dem Haus oder der Wohnung wohnt und nach Ablauf dieser Zeit die Immobilie kauft. Abbezahlt wird die Immobilie durch die Miete und oftmals eine vereinbarte Restsumme. Durch die stückweise Zahlung ist der Mietkauf eines Hauses oder einer Wohnung theoretisch mit wenig(er) Eigenkapital (auf einen Schlag) oder sogar ohne zusätzlichen Baukredit realisierbar. Erst mit der vollständigen Zahlung wird aus dem Mieter der neue Eigentümer.
Wie der Mietkauf im Detail funktioniert
Wie im vorherigen Absatz bereits beschrieben, wird ein Mietkauf bereits zu Beginn des Mietverhältnisses vereinbart. Mieter und Vermieter legen die Laufzeit, also wie lange der spätere Käufer erst noch zur Miete wohnt, gemeinsam fest. Üblich sind meist zehn bis zwanzig Jahre. Ebenfalls geregelt wird die Miethöhe und ob und in welcher Höhe es zum Ende der Mietzeit noch einen Restwert gibt, den der Mieter an den Eigentümer zahlen muss. Stellschrauben sind dabei die Höhe aber auch die Laufzeit der Miete. Nicht unüblich ist es, dass der Vermieter einen Teil der Mietzahlungen als Zinsen behält, also nicht die komplette Miete auf den späteren Kaufpreis anrechnet. Zusätzlich wird zur Vertragsunterzeichnung oft auch eine Anzahlung von rund zwanzig Prozent des Kaufpreises fällig.
Zum Ende der Miete zahlt der Mieter dann entweder den Restbetrag an den bisherigen Eigentümer oder die Immobilie geht automatisch in sein Eigentum über.
Was Sie als Käufer bedenken sollten
Wie bei jedem Immobilienkauf gilt es auch bei einem Mietkauf eines Hauses oder einer Wohnung, genau zu prüfen, welche finanziellen Belastungen auf einen zukommen. Rechnen Sie alles zusammen – Anzahlung, monatliche Mieten entsprechend der Laufzeit, den Restbetrag, Kaufnebenkosten (beispielsweise für einen Notar) und einen finanziellen Puffer, falls Reparaturen oder andere Umbaumaßnahmen anfallen. Prüfen Sie anschließend, ob Sie diese Summe stemmen können und vor allem, ob diese auch bei unvorhergesehenen Krisen abgesichert ist. Kommen Sie während der Mietzeit nämlich in Zahlungsschwierigkeiten, kann der Besitzer den Mietkaufvertrag im schlimmsten Falle kündigen – dann ist die Anzahlung weg und Sie können das Haus oder die Wohnung abschließend doch nicht kaufen.
Folgende Tipps sind für Käufer außerdem nützlich:
- Lassen Sie ein Gutachten des Hauses erstellen, um zum einen den tatsächlichen Wert zu erfahren (und ob dieser zu Ihrer Gesamtrechnung passt), zum anderen aber auch, um eventuelle Schäden und Mängel frühzeitig zu erkennen.
- Vergleichen Sie örtliche Mieten und Immobilienkaufpreise mit den Angaben in Ihrem Mietkaufvertrag.
- Stellen Sie sicher, dass im Grundbuch keine eventuellen Belastungen oder Ansprüche Dritter vermerkt sind.
- Vereinbaren Sie, dass mindestens 80 Prozent Ihrer Mietzahlungen auch tatsächlich für den Hauskauf verwendet werden und dementsprechend maximal 20 Prozent als Zinsen beim Vermieter bleiben.
Tipps für den Mietkaufvertrag
Der Mietkaufvertrag besteht aus zwei Teilen: einem Mietvertrag und dem tatsächlichen Kaufvertrag. Um Streitigkeiten möglichst zu verhindern, sollten Mieter beziehungsweise Käufer und Eigentümer der Immobilie in den Verträgen einige Besonderheiten fixieren. Dazu gehören folgende Punkte:
- Wer übernimmt (zu welchen Teilen) eventuelle Sanierungs- und Renovierungskosten während der Mietzeit?
- Unter welchen Umständen kann der (ver-)Mieter vom Mietkaufvertrag zurücktreten?
- Was passiert mit einer eventuellen Anzahlung, wenn der Kauf doch nicht zustande kommt?
- Was passiert bei Zahlungsunfähigkeit (Insolvenz) einer der Parteien?
- Was passiert im Todesfalle des Käufers oder Verkäufers?
Vor- und Nachteile eines Mietkaufs
Grundsätzlich klingt der Mietkauf nach einer guten und günstigen Möglichkeit, ein eigenes Haus oder eine Wohnung zu erwerben – doch ist dieser Weg wirklich (für beide Seiten) empfehlenswert?
Folgende Vorteile hat der Mietkauf:
Bedenken Sie jedoch auch folgende Nachteile und Risiken:
Wann ist ein Mietkauf sinnvoll?
Trotz einiger Fallstricke und Einschränkungen ist der Mietkauf immer dann eine denkbare Alternative, wenn der Wunsch nach einem Eigenheim besteht, das benötigte Eigenkapital aber (noch) nicht komplett zur Verfügung steht. Besonders interessant ist dieses Modell innerhalb von Familien: Besitzen Großeltern beispielsweise ein Haus, das sie an ihren Enkel verkaufen möchten, kann dieser zunächst zur Miete einziehen und die Immobilie über die Mietzahlung nach und nach abbezahlen.
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