Passivhaus – wie funktioniert das?
Das Passivhaus wird in Deutschland bereits seit 1990 gebaut. Es handelt sich um ein besonders energiesparendes Gebäude, das dank guter Dämmung und einer hochwertigen Lüftungsanlage kaum oder gar nicht geheizt werden muss. Was das Passivhaus ausmacht, was es von einem anderen Energiesparhaus unterscheidet und was es kostet, erfahren Sie hier.
Der Passivhausstandard ist genau festgelegt
Bei dem Begriff Passivhaus handelt es sich um einen zertifizierten Gebäudestandard. Daher müssen Passivhäuser bestimmten Anforderungen entsprechen.
- Heizungsenergiebedarf:
- maximal 15 kWh/m² pro Jahr
- Primärenergieverbrauch (für Heizung, Warmwasser, Lüftung, Strom):
- maximal 60 kWh/m² pro Jahr
- Luftdichtheit:
- Luftwechselrate von maximal n50 = 0,6/h
- Wärmerückgewinnung aus der Abluft:
- mindestens 75 %
Gebäude, die den Passivhausstandard erfüllen, werden als solche zertifiziert.
Die etwas abstrakt wirkenden Zahlen haben mehrere spürbare Auswirkungen: Ein Passivhaus benötigt ungefähr 90 Prozent weniger Heizwärme als ein auf herkömmliche Weise gebautes älteres Gebäude. Damit liegen die Heizkosten monatlich zwischen 10 und 25 Euro, sodass Sie mit einem Passivhaus weitestgehend unabhängig von den schwankenden Energiepreisen sind.
So funktioniert ein Passivhaus
Passivhäuser müssen bestimmte bauliche Eigenschaften aufweisen, um den Passivhausstandard erfüllen zu können. Wichtig sind folgende Merkmale:
- Exzellente Dämmung von Wänden, Dach und Keller
- Fenster mit Dreifachverglasung
- Nach Süden hin große Fensterfronten, in die anderen Himmelsrichtungen zeigend kleinere Fenster
- Vermeidung von Wärmebrücken, was vor allem durch eine sehr kompakte Bauweise ohne Erker oder Zinnen gelingt
Ein Passivhaus kommt im Normalfall ohne herkömmliche Heizanlage aus. Es ist luftdicht gebaut, verfügt allerdings über eine sehr hochwertige Lüftungsanlage. Diese sorgt nicht nur dafür, dass alle Räume gleichmäßig mit Frischluft versorgt werden, sondern spielt auch für die Wärmerückgewinnung zu Heizzwecken eine Rolle: Der Abluft wird Wärme entzogen, die schließlich ins Haus zurückgeführt wird.
Das bedeutet, dass sowohl die Körperwärme von Menschen und Haustieren als auch die Wärme, die von technischen Geräten abgegeben wird, für die Beheizung der Räume genutzt wird. Auch die einfallende Sonnenwärme durch die nach Süden ausgerichteten Fensterfronten ist Teil des Heizsystems. Es handelt sich um passive Wärmequellen – daher der Name Passivhaus.
Ein herkömmliches Thermostat finden Sie im Passivhaus nicht. Stattdessen können Sie an der Lüftungsanlage einige Einstellungen vornehmen. Im Passivhaus herrschen im Normalfall sowohl im Sommer als auch im Winter 20 bis 22 Grad. Hätten Sie es im Schlafzimmer gern etwas kühler, können Sie die Anlage entsprechend regulieren. Gleiches gilt, wenn Sie die Luft als zu trocken empfinden.
Das Passivhaus wird mit energiesparender, moderner Gebäudetechnik versehen, um den Verbrauch möglichst weit zu senken. Dazu können auch eine Hausbeleuchtung über LEDs und die Warmwasseraufbereitung per Solarthermie beitragen.
Passivhaus: Kosten liegen über den Baukosten eines normalen Hauses
Wegen der speziellen Bauweise mit dichten Dämmungen und ohne Wärmebrücken kostet der Bau eines Passivhauses mehr als der eines herkömmlichen Gebäudes. Wie viel höher genau die Kosten ausfallen, hängt unter anderem auch von der Bauweise ab: Sie können sich für die Massivbauweise oder für ein Holzhaus entscheiden. Bei Letzterem müssten Sie allerdings eine Dampfsperre mit einbauen lassen, um Feuchtigkeitsschäden zu verhindern. Der Bau wird dadurch etwas teurer. Grundsätzlich können Sie aber davon ausgehen, dass die Baukosten rund 10 Prozent höher sind als bei einem herkömmlichen Haus.
Ein Passivhaus hat Vorteile und Nachteile
Passivhäuser unterscheiden sich deutlich von Häusern in herkömmlicher Bauweise. Wer zum ersten Mal in ein Passivhaus zieht, wird sein Wohnverhalten in einigen Punkten anpassen müssen. Ob für Sie die Vorteile oder die Nachteile überwiegen, müssen Sie selbst abwägen.
Vorteile | Nachteile |
– Ganzjährig angenehmes Klima – im Winter warm, im Sommer kühl – Niedrige Betriebskosten, da weitestgehend unabhängig von Energieversorgern – Gut geeignet für Allergiker durch die Filter in der Lüftungsanlage – Umweltfreundlich durch den niedrigen Verbrauch | – Höhere Baukosten als bei einer herkömmlichen Bauweise – Kein Wärmeerlebnis im Winter wie von einer voll aufgedrehten Heizung oder einem Ofen – Nicht alle Dämmmaterialien sind umweltfreundlich – aufpassen beim Bau! – Nicht überall möglich, die Südseite darf nicht verschattet sein und der Bebauungsplan muss den Kompaktbau erlauben |
Förderungen helfen, die Kosten aufzufangen
Da es sich beim Passivhaus um ein energiesparendes und umweltfreundliches Gebäude handelt, gibt es mehrere Fördermöglichkeiten, die Sie in Anspruch nehmen können. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt für Energieeffizienzhäuser zinsgünstige Kredite sowie Tilgungs- und Investitionszuschüsse. Die Höhe und Art der Förderung hängt davon ab, ob der Jahres-Primärenergiebedarf und der Transmission-Wärmeverlust dem Energie-Effizienzhaus 40, 40 Plus oder 55 entsprechen. So werden für Effizienzhäuser 55 nur noch Sanierungen gefördert, keine Neubauten.
Diese Häuser werden umgangssprachlich auch als KfW-Häuser bezeichnet. Sie werden an einem Gebäude gemessen, das den Vorschriften des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) entspricht. Das KfW-40-Haus etwa verbraucht nur 40 Prozent der Primärenergie, die das Referenzgebäude benötigt. Erreicht Ihr Passivhaus diese Werte, erhalten Sie dafür die entsprechende Eigenheimförderung.
Es gibt zudem den Verein Pro Passivhaus e. V., der den Bau von Passivhäusern durch Privatleute fördert. Auf Antrag hin erhalten Sie hier pro Bauprojekt 500 Euro. Informieren Sie sich grundsätzlich aber auch regional darüber, ob es Fördermittel für Passivhäuser gibt.
Fazit: Das Passivhaus ist ideal für Energiesparer
Möchten Sie in Ihrem Eigenheim von externer Energie und deren Kosten unabhängig sein und etwas für die Umwelt tun, kommt das Passivhaus für Sie infrage. Es handelt sich um ein klimatisch angenehmes, ökologisch nachhaltiges Gebäude. Da es bestimmte bauliche Eigenschaften aufweist, ist es wichtig, dass Sie ein erfahrenes Bauunternehmen beauftragen: Allzu leicht können sonst Fehler in der Dämmung oder der Luftdichtigkeit auftreten, wodurch die Kriterien des Passivhausstandards nicht erfüllt werden würden.
Die Baukosten fallen etwas höher aus als für ein konventionell gebautes Haus. Allerdings können Sie wegen der Energieeffizienz des Passivhauses zinsgünstige Kredite und Zuschüsse erhalten, wenn Sie den Antrag vor Baubeginn einreichen. Außerdem sparen Sie langfristig Betriebskosten, da Sie keine Heizenergie von außen beziehen müssen.
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