Bauspardarlehen: ein Klassiker der Baufinanzierung
Über einen langen Zeitraum festgeschriebene Zinsen und die damit verbundene hohe Planbarkeit machen das Bauspardarlehen nach wie vor für viele attraktiv. So zahlten die Bausparkassen in Deutschland 2018 eine Summe von über 9 Milliarden Euro an Bausparer aus. Was ein Bauspardarlehen genau ist und ob sich dieser Finanzierungsklassiker auch für Sie lohnt, erfahren Sie hier.
Was ist ein Bauspardarlehen?
Das Bauspardarlehen ist Bestandteil eines Bausparvertrags. Hierbei einigen Sie sich mit Ihrer Bausparkasse zunächst über die gewünschte Bausparsumme. Anschließend beginnt die Ansparphase, in der Sie monatlich einen festen Betrag einzahlen. Haben Sie lange genug eingezahlt und eine bestimmte Bewertungszahl erreicht, ist Ihr Bausparvertrag zuteilungsreif. Meist ist dies der Fall, wenn Sie etwa 30 bis 50 Prozent der Bausparsumme eingezahlt haben. Die Differenz zwischen der vereinbarten Bausparsumme und Ihren Einzahlungen zahlt Ihnen die Bausparkasse anschließend in Form eines Bauspardarlehens aus. Dieses ist in der Regel durch besonders günstige Zinsen gekennzeichnet. Jedoch müssen Sie beachten, dass es nur zu wohnwirtschaftlichen Zwecken verwendet werden kann. Hierzu zählen beispielsweise Bau und Kauf einer Immobilie, aber auch die Sanierung einer Bestandsimmobilie.
Bauspardarlehen: Vor- und Nachteile
Das Bauspardarlehen überzeugt durch Planbarkeit und finanzielle Sicherheit. Aufgrund hoher Kosten und der Zweckgebundenheit des Kredits ist es jedoch nicht unbedingt für jedermann die richtige Wahl.
Die Vorteile des Bauspardarlehens
Insbesondere wegen der hohen Sicherheit und der staatlichen Fördermittel entscheiden sich noch immer zahlreiche Sparer für den klassischen Bausparvertrag. Bereits zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses wissen Sie, mit welcher finanziellen Belastung Sie in der Darlehensphase rechnen müssen. Die Zinsen für Ihr Bauspardarlehen sind nicht vom Kapitalmarkt abhängig und für die gesamte Laufzeit des Darlehens festgeschrieben. Das bedeutet: Steigen die Bauzinsen in der Zwischenzeit an, haben Sie die richtige Entscheidung getroffen.
Darüber hinaus sind Sondertilgungen bei einer Bausparfinanzierung in der Regel kein Problem. Steht Ihnen genügend Geld zur Verfügung, können Sie eine beliebige Summe in Ihr Bauspardarlehen einzahlen und so die Abzahlung des Kredits deutlich beschleunigen. Bei einer regulären Immobilienfinanzierung können Sondertilgungen dagegen nur in einem fest mit der Bank vereinbarten Rahmen vorgenommen werden. Die vorzeitige Volltilgung eines Annuitätendarlehens ist sogar mit erheblichen Kosten in Form der sogenannten Vorfälligkeitsentschädigung verbunden.
Die Nachteile des Bauspardarlehens
Das Bauspardarlehen hat gegenüber gängigen Annuitätendarlehen jedoch auch entscheidende Nachteile. Zum einen wissen Sie vorher nicht, wann Ihr Bausparvertrag zuteilungsreif ist und wann Sie den Kredit bekommen. Bei einem regulären Immobilienkredit können Sie das Darlehen einfach dann aufnehmen, wenn Sie die passende Immobilie gefunden haben.
Zum anderen muss ein Bauspardarlehen in der Regel innerhalb einer sehr kurzen Zeit getilgt werden –häufig in einem Zeitraum von etwa 7 bis 12 Jahren. Das bedeutet, dass Sie während der Darlehensphase mit einer hohen finanziellen Belastung rechnen müssen.
Zuletzt sollten Sie bedenken, dass Sie die Konditionen für einen Bausparkredit nicht direkt mit denen für ein Annuitätendarlehen vergleichen können: Ein Bausparvertrag geht mit Abschlusskosten in Höhe von etwa 1 bis 1,6 Prozent der Bausparsumme einher. Bei regulären Krediten fallen die zusätzlichen Gebühren meist geringer aus. Es ist daher unmöglich, die beiden Zinssätze direkt miteinander zu vergleichen.
Bauspardarlehen aufnehmen, ablehnen oder aufschieben?
Ist Ihr Bausparvertrag zuteilungsreif, wird sich die Bausparkasse von selbst bei Ihnen melden und Sie darüber informieren. Sie haben dann 3 Möglichkeiten:
- Sie können das Bauspardarlehen wie geplant aufnehmen und Ihr Immobilienvorhaben damit finanzieren.
- Sie können das Angebot noch etwas liegen lassen und das Darlehen später annehmen.
- Sie können das Darlehen schlichtweg ablehnen.
Möchten Sie das Darlehen aufnehmen, müssen Sie Ihre Bausparkasse in der Regel schriftlich darüber informieren. Füllen Sie hierzu einfach das Formular aus, das der Mitteilung über die Zuteilungsreife beiliegen sollte. Hier müssen Sie auch angeben, zu welchen wohnwirtschaftlichen Zwecken Sie das Geld nutzen möchten. Die Bank zahlt Ihnen im Anschluss die Bausparsumme aus, die sich aus Ihrem angesparten Guthaben und dem Darlehen zusammensetzt.
Möchten Sie das Darlehen erst zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, können Sie die Zuteilung verschieben. Sie zahlen dann weiterhin in Ihren Bausparvertrag ein und verlängern die Ansparphase einfach ein wenig. Doch Vorsicht: Strapazieren Sie die Geduld Ihrer Bausparkasse nicht allzu sehr. Haben Sie Ihr Bauspardarlehen 10 Jahre nach Zuteilungsreife noch immer nicht in Anspruch genommen, steht der Bausparkasse ein Sonderkündigungsrecht zu.
Ablehnen sollten Sie den Bausparkredit nur dann, wenn Sie eine Immobilieninvestition klar ausschließen und das Geld anderweitig benötigen. Denn wenn Sie das Darlehen ablehnen, entfallen auch alle staatlichen Fördermittel.
Wie kündige ich ein Bauspardarlehen?
Wenn Sie unerwartet eine größere Summe Geld erben oder anderweitig an Vermögen kommen, haben Sie beim Bausparen leichtes Spiel: Da Sondertilgungen in den meisten Fälle problemlos möglich sind, können Sie den ausstehenden Betrag einfach begleichen und so weitere Zinszahlungen vermeiden. Sind Sie sich unsicher, wie Ihr Bausparvertrag Sonderzahlungen regelt, sollten Sie einen Blick in Ihre individuellen Vertragskonditionen werfen.
Auch wenn Ihnen die Zinsen Ihres Bauspardarlehens im Vergleich zu regulären Immobilienkrediten eher hoch erscheinen, können Sie sich durch eine Umschuldung die attraktiveren Konditionen sichern. Während der Darlehensphase können Sie jederzeit und ohne Einhaltung einer Frist kündigen. Bedenken Sie jedoch, dass die Bausparkasse den Darlehensbetrag in diesem Fall direkt zurückhaben will: Bevor Sie Ihre Kündigung abschicken, sollte die Anschlussfinanzierung daher in trockenen Tüchern sein.
Bausparsofortdarlehen: sinnvoll oder nicht?
Bei einem Bausparvertrag müssen Sie erst einmal jahrelang einzahlen, bevor der Vertrag zuteilungsreif wird und Sie sich endlich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen können. Da die Bauzinsen aktuell sehr niedrig sind, die Immobilienpreise aber vermutlich weiter steigen, wollen viele Menschen nicht so lange warten. Als Alternative bieten einige Banken hier sogenannte Bausparsofortdarlehen an.
Bei derartigen Kombikrediten wird die vereinbarte Bausparsumme direkt nach Vertragsunterzeichnung ausgezahlt – erst danach beginnt die Ansparphase. Die eigentliche Reihenfolge beim Bausparen wird also umgedreht: Sie bekommen zuerst das Darlehen und zahlen erst dann regelmäßig ein. Zwar mögen Bausparsofortfinanzierungen zunächst attraktiv erscheinen, doch sie stehen zunehmend in der Kritik. Häufig sind die Konditionen nicht transparent und der eigentliche Effektivzins nur schwer zu ermitteln. Darüber hinaus können Sie Bausparsofortdarlehen meist nicht vorzeitig tilgen, was weniger Flexibilität für Sie bedeutet.
Fazit: Sicherheit und Planbarkeit dank Bauspardarlehen
Ein Bausparkredit geht mit zahlreichen Vorteilen einher, allen voran mit einer hohen Sicherheit und Planbarkeit. Sie wissen vorab, welche Zinsen Sie während der Darlehensphase zahlen müssen, und gerade wenn die regulären Bauzinsen in der Zwischenzeit gestiegen sind, machen Sie so ein gutes Geschäft. Allerdings sollten Sie auch die Nachteile gegenüber regulären Immobilienkrediten nicht vernachlässigen: Das Bauspardarlehen erhalten Sie dann, wenn Ihr Bausparvertrag zuteilungsreif ist. Wann genau das sein wird, ist vorher jedoch nicht absehbar. Darüber hinaus müssen Sie mit hohen Abschlussgebühren rechnen. Es lohnt sich also, auch reguläre Immobilienkredite unter die Lupe zu nehmen und alle Optionen miteinander zu vergleichen.
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