Bauleistungsversicherung – wie sinnvoll ist sie?

Die Bauleistungsversicherung (auch: Bauwesenversicherung) kommt für Schäden auf, die durch verschiedene unvorhersehbare Ereignisse während der Bauphase an Ihrem Rohbau entstehen. Auch bei Aus- oder Umbauten greift sie. Durch ihren Leistungsumfang ist sie eine sinnvolle Ergänzung zur Bauherrenhaftpflichtversicherung. Was die Versicherung genau abdeckt und wie teuer sie ist, erfahren Sie hier.

Darum kann die Bauleistungsversicherung sinnvoll sein

Während der Bauphase kann Ihr Rohbau durch ganz verschiedene Einflüsse beschädigt werden. Neben den direkten Schäden entstehen dabei meist Folgekosten, weil sich oftmals der Bau verzögert und bereits beauftragte Gewerke verschoben werden müssen. Schlimmstenfalls verlängert sich die Bauzeit um Monate, da die einzelnen Gewerke in der Regel aufeinander aufbauen. Auch verursacht die Beseitigung der Schäden natürlich Zusatzkosten. All diese Risiken sichern Sie als Bauherr mit der Bauleistungsversicherung ab.

Gut zu wissen: Viele Baufinanzierer stellen die Bedingung, dass vor der Auszahlung des Immobilienkredits eine Bauleistungsversicherung abgeschlossen wird.

Diese Fälle deckt die Bauwesenversicherung

Die Bauleistungsversicherung greift bei Schäden, die durch folgende Fälle hervorgerufen werden:

  • höhere Gewalt
  • Ausführungsfehler durch Fahrlässigkeit oder Ungeschicklichkeit
  • unvorhersehbare Eigenschaften des Baugrundes
  • Vandalismus
  • Diebstahl fest verbauter Materialien
Ein Rohbau eines Hauses, hier sollte eine Bauleistungsversicherung abgeschlossen werden

Bei Schäden durch Sturm, Orkan, Hagel oder Starkregen am Rohbau kommt die Versicherung für die Beseitigung der Schäden auf. Ob sie auch bei Überschwemmung greift, hängt von der Police ab. Ausführungsfehler hingegen werden grundsätzlich abgedeckt: Ob ein Bauarbeiter mit schwerem Baugerät versehentlich die Fassade beschädigt, ob Dachziegel vom Kran fallen und Teile des Dachs zerstören oder ob Bauarbeiter beim Anbringen der neuen Sanitäranlagen diese beschädigen – das alles sind Fälle für die Bauleistungsversicherung. Auch wenn der Bauherr selbst derartige Schäden verursacht, werden sie übernommen.

Wenn im Zuge der Bauarbeiten der Baugrund wegsackt, ohne dass das im Vorfeld erkennbar gewesen wäre, entstehen am Rohbau oft massive Schäden. Auch diese werden von der Versicherung bezahlt. Und falls jemand mutwillig in den Rohbau einsteigt, die Scheiben einschlägt, die Leitungen zerschneidet oder anderweitigen Schaden anrichtet, kommt die Versicherung für die entstehenden Kosten ebenfalls auf.

Hier ist die Bauleistungsversicherung nicht automatisch zuständig

Es gibt Schäden, für welche die Bauwesenversicherung die Kosten nicht übernimmt. Das gilt beispielsweise bei diesen Vorkommnissen:

  • Insolvenz des Bauunternehmens
  • Diebstahl von auf der Baustelle liegenden Werkzeugen und Baumaterialien
  • Frostschäden
  • Blitzschlag, Explosion, Brand

Für die letztgenannten Schäden gibt es eigens die Feuerrohbauversicherung. Diese sollten Sie zusätzlich abschließen. Das ist tatsächlich ohne Mehrkosten möglich, da sich die folgende Vorgehensweise etabliert hat: Vor Baubeginn schließen Sie kostenfrei eine Feuerrohbauversicherung ab. Nach Beendigung der Bauarbeiten wird die Police dann in eine beitragspflichtige Wohngebäudeversicherung umgewandelt, die ohnehin für jeden Hauseigentümer dringend angeraten ist.

Standardmäßig nicht gedeckte Schadensfälle können Sie in der Bauleistungsversicherung zusätzlich mitversichern lassen. Das können sein:

  • Beschädigungen an Altbauten in der Nähe des Neubaus bis hin zum Einsturz
  • Transport von Baumaterialien und Werkzeugen
  • Gewässerschäden und Überflutung/unbekannte Eigenschaften des Baugrundes (falls nicht in der Ursprungspolice mit eingeschlossen)
  • Schäden durch Unterbrechung der Bauarbeiten
  • Kosten für die Suche nach der Schadensursache
  • Aufräumarbeiten

Da verschiedene Versicherer diese Bausteine in ihrer Police teilweise bereits mit anbieten, lohnt sich ein sorgfältiger Vergleich vor Abschluss eines Vertrages.

Bauleistungsversicherung: Kosten werden von verschiedenen Kriterien beeinflusst

Wie viel Sie für Ihre Bauwesenversicherung bezahlen, hängt von der Gesamtsumme Ihres Bauvorhabens ab. Die Kosten für das Grundstück und eventuelle Erschließungskosten zählen nicht dazu.

Der Versicherungsbeitrag wird einmalig gezahlt und fällt angesichts der Gesamtkosten eines Bauprojektes nicht besonders ins Gewicht: Bei einer Bausumme von 250.000 Euro bekommen Sie eine Bauleistungsversicherung bereits für etwa 300 Euro, bei 300.000 Euro Gesamtkosten für rund 350 Euro. Dazu müssen Sie im Schadensfall üblicherweise mit einem Selbstbehalt von 150 bis 500 Euro rechnen.

Grundsätzlich ist es ratsam, die Bausumme eher etwas höher als zu niedrig anzusetzen. Nach Abschluss der Bauzeit rechnen die Versicherungen nämlich nach den tatsächlich entstandenen Kosten ab. Haben Sie vorab zu wenig angegeben, zahlen Sie nach. Im umgekehrten Fall erhalten Sie eine Rückerstattung des zu viel gezahlten Beitrages.

Das sollten Sie bei der Bauleistungsversicherung auf jeden Fall beachten

Zeichnet sich während des Baus ab, dass die Arbeiten sich verzögern oder die Kosten Ihre ursprüngliche Schätzung übersteigen werden, sollten Sie zügig die Versicherung informieren: Versäumen Sie dies, kann im Schadensfall eine Leistungskürzung die Folge sein. Kommen Sie Ihrer Informationspflicht aber nach, wird lediglich eine geringe Beitragsaufstockung fällig.

So lange gilt der Versicherungsschutz

Da direkt ab Baubeginn Schäden auftreten können, sollten Sie die Bauleistungsversicherung vor Aufnahme der Arbeiten abschließen. Ihre Laufzeit endet grundsätzlich mit der Abnahme des fertigen Baus durch das Bauamt oder mit der Bezugsfertigkeit, spätestens aber – je nach Anbieter – nach 2 bis 3 Jahren. Sollten die Bauarbeiten wider Erwarten noch länger dauern, ist es meist unkompliziert möglich, die Police verlängern zu lassen.

Fazit: Eine Bauleistungsversicherung ist empfehlenswert

Schäden am Bau können schnell sehr teuer werden, auch weil sich dadurch oft die gesamte Bautätigkeit verzögert oder gar zum Erliegen kommt.

Für viele Bauherren lassen sich aber große finanzielle Zusatzbelastungen wegen des gerade aufgenommenen Baukredits kaum bewältigen. Um sich abzusichern, sollten Sie daher eine Bauwesenversicherung abschließen. Bei den meisten Banken ist das ohnehin eine Bedingung für die Auszahlung des Baudarlehens.

Die Bauleistungsversicherung deckt gegen die Zahlung einer vergleichsweise niedrigen Einmalprämie Schäden durch Umwelteinflüsse, Ungeschicklichkeit, Vandalismus und Diebstahl ab und kann damit verhindern, dass Ihr Traum von den eigenen vier Wänden platzt.

Bildnachweis: Alexander Osenniy / Shutterstock.com

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