Ist ein Flachdach empfehlenswert?
Was zunächst hauptsächlich Garagen und Gewerbebauten schmückte, erfreut sich spätestens seit den 1970er-Jahren auch bei Wohngebäuden großer Beliebtheit: das Flachdach. Ein Grund dafür könnte eine Kombination aus verhältnismäßig geringen Kosten und zahlreichen Nutzungsmöglichkeiten sein. Doch wie empfehlenswert ist das Flachdach wirklich und was sind die Nachteile?
Definition: Was ist ein Flachdach?
Bei einem Flachdach handelt es sich um ein einflächiges Dach, das in einem Neigungswinkel von maximal 10 Grad angebracht ist. Zwar spricht man bei einflächigen Dächern mit einer Neigung von bis zu 20 Grad noch von flach geneigten Dächern, doch per Definition handelt es sich hierbei bereits um sogenannte Pultdächer.
Das Flachdach schafft eine ebene Fläche, die auf unterschiedlichste Art und Weise genutzt werden kann. Auf sogenannten genutzten Flachdächern befinden sich unter anderem
- Dachterrassen,
- Dachbegrünung bzw. Dachgarten,
- Parkdecks und
- Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen.
Nicht genutzte Flachdächer sind nicht frei zugänglich und werden stattdessen ausschließlich zu Wartungszwecken betreten.
Was ist die optimale Neigung für ein Flachdach?
Von außen betrachtet sehen die meisten Flachdächer zwar – wie der Name bereits vermuten lässt – tatsächlich flach und ungeneigt aus, doch zumindest eine geringe Neigung muss immer gegeben sein. Gemäß der geltenden Flachdachrichtlinie muss die Fläche zumindest in einem Winkel von 1,1 Grad angebracht sein, um Schäden durch Staunässe oder sonstige Witterung zu verhindern. Der Zentralverband der deutschen Dachdecker empfiehlt eine Neigung von 2 bis 5 Prozent, was einem Winkel von etwa 1,15 bis 2,86 Grad entspricht.
Für wen und wo eignet sich ein Flachdach?
Eines vorab: Bevor Sie über ein Flachdach nachdenken, sollten Sie zunächst einen Blick in den örtlichen Bebauungsplan Ihrer Gemeinde werfen. Auch wenn Flachdächer mittlerweile zahlreiche Wohngebäude schmücken, kann dort für Ihr Wohngebiet eine andere, traditionellere Dachform vorgesehen sein. So müssen Eigentümer vielerorts etwa auf das klassische Satteldach zurückgreifen. Doch dies hat nicht nur ästhetische Gründe: Das Flachdach ist besonders witterungsanfällig, weshalb es sich eher für trockene und warme Regionen eignet. Gerade in schneereichen Gegenden sollten (oder müssen) Sie von Flachdächern absehen.
Weniger witterungsbedingte und statische Probleme drohen bei kleineren Bauten wie Gartenschuppen, Carports und Garagen. Hier wird aufgrund der geringen Kosten verhältnismäßig häufig auf Flachdächer zurückgegriffen.
Aufbau eines Flachdachs: So geht’s
Flachdach ist nicht gleich Flachdach: Bei der Konstruktion, Dämmung und Eindeckung haben Sie zahlreiche Optionen.
Flachdachdämmung
Ein Flachdach kann auf 3 verschiedene Arten konstruiert werden:
- Warmdach: Hierbei handelt es sich um eine unbelüftete Variante. Die einschalige Dachhaut wird unmittelbar auf der Unterkonstruktion angebracht. Da es keinen Zwischenraum für die Belüftung gibt, ist das Warmdach eher niedrig. Der Nachteil: Die fehlende Belüftung sorgt dafür, dass eingedrungene Feuchtigkeit nicht trocknen kann, was wiederum ein hohes Risiko für Schimmel und andere Feuchtigkeitsschäden bedeutet.
- Kaltdach: Anders als beim Warmdach gibt es hier eine belüftete Zwischenebene zwischen Unterkonstruktion und Abdichtung. Feuchtigkeit kann entsprechend gut trocknen und auch Spannungsschäden sind weniger wahrscheinlich. Allerdings ziehen die Temperaturschwankungen der Luftschicht die verbauten Materialien in Mitleidenschaft, weshalb das Kaltdach mit einer geringeren Lebensdauer einhergeht. Daher kommt es heute kaum mehr zum Einsatz.
- Umkehrdach: Beim Umkehrdach liegt die Abdichtung unter der Dämmschicht, was sie besonders gut vor Witterungseinflüssen und Temperaturschwankungen schützt. Über der Dämmung werden wiederum Schutzschichten angebracht, über die Feuchtigkeit entweichen kann. Dieser Filter schützt gleichzeitig davor, dass Steine, Erde und Sonstiges ins Dach eindringen. Das Umkehrdach bietet einen großen Vorteil für Eigentümer: Muss das Dach saniert werden, dann halten sich die Kosten hierbei in Grenzen. Das liegt daran, dass die neue Schutzschicht ganz einfach über der alten angebracht werden kann.
Welche Art von Flachdach für Sie infrage kommt, hängt von den gegebenen Voraussetzungen ab. So spielt unter anderem die vorgesehene Nutzungsart eine Rolle. Insgesamt sind beim Aufbau auch die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) einzuhalten.
Flachdach abdichten
Die Mindeststandards für die Flachdachabdichtung sind in DIN-Norm 18531 definiert. Diese Norm unterscheidet zwischen unterschiedlichen Nutzungsarten und enthält außerdem eine Auflistung an möglichen Dichtungsmaterialien, die bestimmten thermischen und mechanischen Belastungen standhalten. Die folgenden Materialien für die Dachabdichtung stehen Ihnen zur Verfügung:
- Bitumen (als feste Bahnen oder in flüssiger Form)
- Kunststoff (als feste Bahnen oder in flüssiger Form)
- EPDM-Deckfolie
Flachdachfenster, Lichtkuppeln und andere Besonderheiten
Fenster, Oberlichter und Co können einen Einfluss auf die verwendeten Materialien haben. So sind Bitumen und Kunststoff in festen Bahnen vor allem bei einfachen Konstruktionen gut geeignet. Planen Sie Aussparungen für Lichtkuppeln, Oberlichter oder einen Flachdachausstieg, kann Dichtmaterial in flüssiger Form die bessere Wahl sein. Dieses passt sich besser an und sorgt so für eine optimierte Dichtung.
Flachdachentwässerung
Ihr Flachdach sollte natürlich dicht sein, aber auch ein gut durchdachtes und funktionierendes Entwässerungssystem vorsehen. Hierzu können Dachgullys, ein Flachdachablauf und/oder Entwässerungsrinnen verbaut werden. Die Entwässerung findet immer am tiefsten Punkt des Flachdachs statt, wobei Sie sowohl reguläre Abläufe als auch Notabläufe einplanen sollten. Bedenken Sie auch, dass Entwässerungsleitungen gedämmt sein müssen, wenn sie an geheizte Wohnräume angrenzen. Ansonsten könnten sich schädliche Wärmebrücken bilden.
Flachdachbegrünung
Ein Flachdach bietet jede Menge Nutzfläche. Viele Eigentümer und Käufer entscheiden sich, diese für Begrünung zu nutzen. Unterschieden wird dabei zwischen 2 Arten:
- Extensive Begrünung: Die Begrünung ist einfach gehalten. Pflanzen werden so gewählt, dass diese möglichst wenig Pflege benötigen, witterungsbeständig sind und sich selbst erhalten. Infrage kommen etwa Fetthenne, Wildkräuter und Gräser. Die extensive Begrünung eignet sich für Sie, wenn Sie sich zwar ein grünes Dach wünschen, aber dieses nicht regelmäßig für die Pflege betreten wollen.
- Intensive Begrünung: Die intensive Dachbegrünung erfordert einen grünen Daumen. Hierbei handelt es sich im Prinzip um einen richtigen Dachgarten. Ihrer gestalterischen Freiheit sind kaum Grenzen gesetzt. Allerdings müssen Sie den Dachgarten wie einen regulären Garten pflegen und hegen.
Da die Begrünung eine nicht zu unterschätzende Last für das Dach bedeutet, muss der Statik ein besonderes Augenmerk gelten. Holen Sie sich hierzu am besten professionelle Hilfe. Auch die Vorgaben der FLL-Dachbegrünungsrichtlinien sind dabei zwingend einzuhalten. Ist die Flachdachbegrünung aber einmal installiert, profitieren Sie von zahlreichen Vorteilen wie den folgenden:
- Ökologisch wertvolle Nutzung der Dachfläche
- Höhere Umwelteffizienz
- Zusätzlicher Schutz vor Witterungseinflüssen
- Erhöhte Lebensdauer des Flachdachs
- Schallschutz
- Wärmeschutz
Photovoltaikanlage auf dem Flachdach
Die ungenutzte Fläche auf Ihrem Flachdach können Sie auch dafür nutzen, eine Photovoltaikanlage zu errichten und so die Energiekosten für Ihren Haushalt langfristig zu senken. Bedenken Sie dabei allerdings, dass PV-Anlagen eine gewisse Neigung erfordern, weshalb meist eine Unterkonstruktion nötig ist. Empfohlen wird dabei ein Winkel von etwa 30 Grad.
Auch wenn PV-Anlagen vorwiegend auf Satteldächern installiert werden, so eignet sich doch auch das Flachdach. Der besondere Vorteil: Sie können Ihre Photovoltaikanlage am Sonnenlauf ausrichten und so das meiste aus der Anlage herausholen.
Vorteile und Nachteile von Flachdächern
Wie jede andere Dachform geht auch das Flachdach mit gewissen Vor- und Nachteilen einher. Häufig wird es nach wie vor aus Kostengründen gewählt: Allein die geringe Dachfläche senkt die finanzielle Belastung beim Hausbau. Auch wenn Ihr Haus einen besonders aufwendigen und verwinkelten Grundriss vorsieht, sind Sie mit einem Flachdach gut beraten. Die Konstruktion sorgt außerdem dafür, dass Sie im darunterliegenden Wohnraum nicht durch Dachschrägen oder Stützpfeiler eingeschränkt werden. Lichtkuppeln und Oberlichter schaffen wiederum eine natürliche Beleuchtung.
Nachteilig ist hingegen, dass diese Dachform nicht besonders robust und witterungsbeständig ist. Auch wenn Flachdächer mittlerweile wesentlich haltbarer sind als noch vor einigen Jahrzehnten, so kann doch schnell ungewollt Feuchtigkeit eindringen, die Schimmel oder andere Schäden verursacht. Dies sorgt für eine geringe Lebensdauer bei gleichzeitig eher hohem Wartungsaufwand.
Vorteile
Was kostet ein Flachdach?
Die Kosten für Ihr Flachdach hängen von etlichen verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen unter anderem diese:
- Größe der Dachfläche
- Gewählte Materialien
- Sonderwünsche (z. B. Begrünung, Lichtkuppeln, Dachterrasse)
- Dicke der Dämmung
- Regionale Höhe der Handwerkerkosten
Insgesamt sind Sie mit einem Flachdach aber eher günstig unterwegs, was vor allem an der geringen Dachfläche liegt. Für Ihr Flachdachhaus müssen Sie mit Kosten von etwa 100 bis 300 Euro pro Quadratmeter rechnen. Wollen Sie lediglich eine Garage, einen Carport oder einen Schuppen mit einem Flachdach ausstatten, dann fallen die Kosten wesentlich geringer aus. Hier kommen Sie meist mit unter 100 Euro pro Quadratmeter aus.
Flachdachsanierung: Wann ist sie nötig und was kostet sie?
Ein Flachdach geht mit einer verhältnismäßig geringen Lebensdauer einher, weshalb Sie früher oder später eine umfangreiche Sanierung einplanen sollten. Haben Sie Ihr Dach immer professionell warten lassen, so dürfen Sie sich im besten Fall über eine Lebensdauer von 40 Jahren freuen. Jedoch kann die Sanierung auch schon nach 20 oder 30 Jahren anstehen.
Die schlechten Nachrichten für Sie als Eigentümer: Eine Flachdachsanierung ist nicht gerade günstig. In vielen Fällen geht sie sogar mit ähnlichen Kosten einher wie die ursprüngliche Konstruktion des Dachs. Kalkulieren Sie am besten etwa 120 bis 170 Euro pro Quadratmeter ein. Muss das Dach nur neu abgedichtet werden, dann reduziert sich der Betrag auf rund 20 bis 30 Euro pro Quadratmeter. Doch es gibt auch gute Nachrichten für Sie: Entscheiden Sie sich im Rahmen der Sanierung für den Einbau einer effizienteren Wärmedämmung, dann dürfen Sie sich gegebenenfalls über eine staatliche Förderung in Form eines BAFA-Zuschusses freuen. Sprechen Sie hierzu am besten vorab mit einem Energieberater Ihrer Wahl.
Fazit: Günstig und vielseitig nutzbar
Ein Flachdach geht mit jeder Menge Vorteilen einher. Es ist daher kaum verwunderlich, dass sich entsprechende Häuser und Bungalows immer größerer Beliebtheit erfreuen. So können Sie die Nutzfläche auf dem Dach etwa in eine gemütliche Dachterrasse verwandeln oder durch eine PV-Anlage Ihre Nebenkosten nachhaltig senken und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun. Darüber hinaus ist das Flachdach eine kosteneffiziente Alternative zum eher traditionellen Satteldach. Nichtsdestotrotz sollten Sie sich auch aller Nachteile bewusst sein: Diese Dachform muss häufig gewartet werden und geht mit einer eher geringen Lebensdauer von rund 30 bis 40 Jahren einher. Gerade wenn Sie beabsichtigen, ein älteres Flachdachhaus zu kaufen, sollten Sie die Kosten für die anstehende Sanierung direkt mit einkalkulieren.
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