Lohnt sich die Investition in ein Nullenergiehaus?
Planen Sie den Bau eines Eigenheims und legen Sie Wert auf Nachhaltigkeit, dürfte das Nullenergiehaus eine interessante Option für Sie sein. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es energieneutral ist. Das bedeutet: Sein Verbrauch wird durch selbst produzierte Energie ausgeglichen. Was erforderlich ist, um das zu erreichen, verraten wir Ihnen im Folgenden. Zudem gehen wir auf Fördermöglichkeiten für Niedrigenergiehäuser ein und zeigen Ihnen die Vorteile sowie eventuelle Nachteile auf.
Ein Nullenergiehaus – was ist das überhaupt?
Über das Jahr gesehen ist die Bilanz aus verbrauchter und erzeugter Energie bei diesem Immobilientyp gleich null – daher die Bezeichnung Nullenergiehaus. Das lässt erahnen, dass Gebäude dieser Art autark sind. Allerdings ist dies nur bedingt korrekt. Ein Anschluss an das Stromnetz besteht sehr wohl. Gerade in den Wintermonaten gelingt es auf diese Weise, den potenziell erhöhten Bedarf zu decken. Zu anderen Zeiten kann durch eine Überproduktion ein Ausgleich geschaffen werden. Autark sind Nullenergiehäuser demnach nur in ihrer Jahresbilanz. Um dies zu erreichen, bedarf es einerseits einer anspruchsvollen Dämmung. Andererseits ist eine Anlage zur Energieerzeugung fester Bestandteil dieser effizienten Gebäude.
Das Nullenergiehaus gilt als eine Weiterentwicklung des Passivhauses. Wie dessen Begriff schon verdeutlicht, nutzt es ausschließlich passive Energie – und zwar in Form des Sonnenlichts sowie der Wärme seiner Bewohner und technischer Geräte. Bei Nullenergiehäusern ist jedoch auch eine aktive Energiegewinnung charakteristisch. Als noch effizienter erweist sich das Plusenergiehaus, dessen Energieproduktion über seinem eigentlichen Bedarf liegt. Dieser Überschuss wird ins Netz eingespeist.
Merkmale, die ein Nullenergiehaus ausmachen
Das Prinzip eines Nullenergiehauses lässt sich auf praktisch jeden Immobilientyp anwenden. Von der Stadtvilla bis zum Bungalow ist alles umsetzbar. Um möglichst effizient zu sein, empfiehlt sich aber der Verzicht auf ausgefallene Gestaltungswünsche. Einige Merkmale müssen in jedem Fall berücksichtigt werden – teils haben diese auch Einfluss auf das Erscheinungsbild. Ein wichtiger Aspekt ist das Verhältnis von der Gebäudeoberfläche zum umbauten Volumen. Je kleiner dieses ausfällt, umso geringere Wärmeverluste sind zu erwarten.
Eine ausschlaggebende Rolle kommt den Fenstern im Nullenergiehaus zu. In Richtung Westen und vor allem nach Süden sollten sie möglichst großflächig sein. Auf diese Weise lässt sich die Wärmeeinstrahlung der Sonne optimal nutzen – gerade in den Wintermonaten bei tiefstehender Sonne ist das relevant. Um Wärmeverluste über ihre Flächen zu vermeiden, gilt bei den Fenstern eine Dreifachverglasung als bedeutendes Kriterium. Ergänzend dazu werden Spezialrahmen verwendet, die isolierende Eigenschaften aufweisen.
Da durch das Ankippen oder vollständige Öffnen der Fenster unweigerlich Wärme verloren ginge, gehört eine Lüftungs- und Heizungsanlage zur klassischen Ausstattung dieses Gebäudetyps. Sie regelt den Luftaustausch effizient. Verbrauchter Raumluft entzieht sie die Wärme und gibt diese an die angesaugte Frischluft ab. Schadstoffe, Keime und Staub werden gefiltert.
Zwingend erforderlich ist für ein Nullenergiehaus eine hochwertige Dämmung. Vom Keller oder der Bodenplatte über die Außenwände bis hin zum Dach soll es keine Wärmebrücken geben. Und da Effizienz ein entscheidender Aspekt ist, dürfte zumeist auch eine sehr sparsame Haus- und Küchentechnik integriert sein. Die Energie für Strom und Wärme kann schließlich über folgende Lösungen produziert werden:
- Sonnenkollektoren
- Photovoltaikanlage
- Wärmepumpe
- Moderne Pelletheizung
- Effizientes Blockheizkraftwerk
Finanzieller Mehraufwand? Die Kosten für ein Nullenergiehaus
Wer über den Bau eines Nullenergiehauses nachdenkt oder eventuell eine Bestandsimmobilie in ein solches umwandeln möchte, stellt sich berechtigterweise die Frage nach den Kosten. Wie so oft gestaltet sich eine Pauschalaussage schwierig. Viele individuelle Faktoren nehmen Einfluss – von der konkreten Konzeption der Immobilie über deren Größe bis hin zur verbauten Technik.
Für ein klassisches Einfamilienhaus existiert der allgemeine Richtwert von 1.300 Euro pro Quadratmeter bei mittlerer Ausstattung. Für ein Nullenergiehaus gilt dieser nicht, sondern dürfte klar überschritten werden. Einige Faktoren erhöhen den Investitionsaufwand. Dazu gehören vor allem diese:
- Umfangreichere Planung erforderlich
- Höhere Materialausgaben für Dämmung
- Kostenintensivere Fenster und Türen
- Einbau einer Lüftungsanlage
- Anlage zur Energiegewinnung
Wenngleich keine greifbaren Richtwerte für die Kosten eines Nullenergiehauses vorliegen, so gibt es dennoch eine Orientierung: Im Allgemeinen wird davon gesprochen, dass sich die Mehrausgaben nach etwa 10 bis 12 Jahren amortisieren.
Von Fördermöglichkeiten profitieren: Das ist bei Nullenergiehäusern möglich
Der höhere finanzielle Aufwand, der durch ein Nullenergiehaus entsteht, lässt sich auch mithilfe von Fördermitteln auffangen. Seit 2021 existiert das Programm „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG). Es macht zinsgünstige Darlehen zugängig, welche die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt. Ein Teil der Summe ist tilgungsfrei – er muss demnach nicht zurückgezahlt werden.
Die Alternative dazu sind reine Zuschüsse. Diese wiederum stellt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bereit. Die Höhe des Zuschusses entspricht dabei jeweils dem tilgungsfreien Betrag. Welche Summen ganz konkret möglich sind, richtet sich nach der Ausführung sowie der genauen technischen Ausstattung des Nullenergiehauses. Dafür wird das Objekt in eine dieser Effizienzhaus-Kategorien eingestuft (Stand 01/2022):
- KfW-Effizienzhaus 55: max. 120.000 € Darlehenssumme, Tilgungszuschuss bis zu 18.000 € (Förderstopp für Neubauten am 24.01.2022)
- KfW-Effizienzhaus 40: max. 120.000 € Darlehenssumme, Tilgungszuschuss bis zu 24.000 €
- KfW-Effizienzhaus 40 Plus: max. 150.000 € Darlehenssumme, Tilgungszuschuss bis zu 37.500 €
Das KfW-Effizienzhaus 40 Plus erhält die höchste Eigenheimförderung, da es besondere Ansprüche erfüllt. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es zeitweise mehr Strom produziert als eigentlich erforderlich wäre. Dieser Überschuss kann in einen Speicher wandern und steht für eine spätere Verwendung zur Verfügung. Ab Ende Januar 2022 wird die Förderung neu strukturiert werden. Genaues dazu ist noch nicht bekannt.
Das Nullenergiehaus mit seinen Vor- und Nachteilen
Keine Frage: Ein Nullenergiehaus verlangt nach einem höheren Investitionsaufwand als eine konventionelle Immobilie. Um das finanziell zu stemmen, lässt sich jedoch auf Fördermittel zurückgreifen. Zudem gleichen sich die Mehrausgaben durch die Einsparung von Energiekosten im Laufe der Jahre aus. Nicht zu vergessen ist aber, dass die Anlagen eine regelmäßige Wartung erfordern, für die auch Ausgaben einzuplanen sind.
Wenngleich prinzipiell viel Flexibilität bei der Gestaltung der Immobilie gewährleistet ist, gibt es dennoch gewisse Einschränkungen – so etwa durch die Empfehlung, die Südseite mit möglichst großen Fenstern zu versehen. Demgegenüber steht das wichtigste Pro-Argument: Die Bewohner leben nahezu vollkommen unabhängig von den Energiepreisen und deren Entwicklung. Im Jahresdurchschnitt lässt sich ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Verbrauch und Produktion von Energie konstatieren. Nullenergiehäuser stehen zudem für klimafreundliche und umweltschonende Eigenschaften.
Des Weiteren ist eine hohe Wohnqualität gewährleistet. Mit der erstklassigen Dämmung geht ein sehr guter Schallschutz einher. Einen besonderen Mehrwert schafft die Lüftungsanlage. Die Raumtemperatur bleibt konstant und die Raumluft ist frei von Schadstoffen, Pollen und Staub. Davon profitieren schließlich auch Allergiker.
Fazit: Anfänglich hohe Investitionen machen sich im Laufe der Jahre bezahlt
Das Nullenergiehaus empfiehlt sich grundsätzlich für eine Zielgruppe, die ein Eigenheim plant und dabei der Nachhaltigkeit eine wichtige Bedeutung beimisst. Es ist jedoch mit einem größeren Investitionsaufwand verbunden als etwa bei einem Niedrigenergiehaus oder einem Passivhaus. Konkrete Angaben zu den Kosten sind nur bedingt möglich, da zu viele individuelle Faktoren einfließen. Dank der Fördermittel in Form von zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen lassen sich die höheren Ausgaben abfedern.
Diese amortisieren sich zumeist nach 10 bis 12 Jahren. Nicht vergessen werden sollte allerdings, dass die Anlagen nach einer regelmäßigen Wartung verlangen, für die ebenfalls Kosten entstehen. In erster Linie lohnt sich die Investition in ein Nullenergiehaus bei einem Neubau. Eine Bestandsimmobilie in ein solches umzuwandeln, ist schon kritischer zu betrachten. Die Wirtschaftlichkeit wird mit zunehmendem Gebäudealter unwahrscheinlicher. Bei einem Altbau sind im Zuge der Sanierung nicht nur die Fenster und die Heizung auszutauschen. Auch die Wände und der Dachstuhl müssen oftmals erneuert und stärker gedämmt werden. Das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen ist dann nicht mehr gegeben.
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